Ein Erfahrungsbericht über den Aufenthalt in einer Jugendhilfeeinrichtung irgendwo im Westen Deutschlands
Wie es weiterging
Letztes Mal hatte ich schon über den misslungenen Einzug von Tim geschrieben, und dass ich schon nach weniger als einer Woche so große Zweifel hatte, dass ich am Montagmorgen um 08.30 beim Jugendamt erschien.
Man hörte sich alles an, versuchte aber – vielleicht verständlich – sich neutral zu halten mit den Äußerungen. Was mir aber auch gesagt wurde war, dass wir vielleicht auch sehr ungewöhnliche Eltern seien für eine solche Einrichtung. Eltern, die sehr engagiert sind, sich nicht damit zufrieden geben, dass ihr Kind nun untergebracht ist, sondern eben auch sicherstellen wollen, dass es ihm dort gut geht. Eltern, die ihr Kind sehr gut kennen und über die Jahre auch versucht haben, so viel wie möglich über Autismus, und Tims Bedürfnisse etc zu lernen.
Gut, dachte ich, vielleicht hat er ja recht. Vielleicht muss ich uns erst einmal erklären, damit man uns versteht. Also setzte ich mich hin und schrieb eine ausführliche Email an den Aufnahmeleiter der Wohngruppen. Ich war sehr ehrlich, habe auch geschrieben, wie schwer das vergangene Jahr für Tim gewesen ist, und warum uns so viel daran liegt, dass es ihm nun endlich gut gehen kann. Auch erklärte ich, warum wir als Eltern eben weiterhin gerne mit einbezogen werden möchten.
Ich finde noch immer, dass diese Email sehr gelungen war. Sie hätte eine gute Brücke sein können, um den misslungenen Start zu überqueren. Doch was stattdessen geschah war…..NICHTS. Meine Email wurde komplett ignoriert.
Wenn schon der Aufnahmeleiter so auf Eltern reagiert, dann besteht ja eigentlich kaum Hoffnung, dass es in den Wohngruppen selber besser abläuft oder? Dennoch mussten wir erst einmal schauen wie es läuft, und sowohl Tim als auch den Erziehern eine faire Chance zu geben. Denn noch hatte ja nicht einmal die Schule angefangen, und gerade da machte ich mir große Hoffnung, dass die es Tim stark erleichtern würde. Und da sich Tim auch nach unserem spontanen Besuch am ersten Wochenende problemlos wieder in seiner Wohngruppe abliefern ließ, wussten wir, dass es ihm dort zumindest nicht SOO schlecht gehen kann.
Tim war insgesamt ca 8 Wochen in der Einrichtung untergebracht. 4 Wochen davon waren wir auf Kur, die wir allerdings fast abgesagt hätten aufgrund der Situation mit Tim. Wir waren hin und hergerissen, was das richtige wäre – Kur absagen oder eben nicht. Doch Fakt war, dass wir diese Kur auch dringend benötigten, um wieder zu Kräften zu kommen eben UM Tim nach Hause zu holen. Und so fuhren wir tatsächlich, doch meine freie Zeit verbrachte ich damit, Emails zu schreiben, Telefonate zu führen, zu recherchieren etc welche Möglichkeiten es für Tim und uns gibt wenn wir ihn wieder zu uns nach Hause holen. DASS er nach Hause kommt, und zwar so schnell wie möglich, dass stand für uns da schon fest. Nur musste ich so viel wie möglich im Vorfeld regeln, denn wenn Tim erst einmal zu Hause ist, dann würde ich wieder zu überhaupt nichts kommen.
Was war denn nun so schlimm?
Ja, warum stand für uns fest, dass Tim nicht in der Einrichtung bleiben kann? Ich hatte ja schon im letzten Beitrag geschrieben, dass man uns das Blaue vom Himmel herunter gelogen hatte, was die Arbeit in Einrichtung und Schule anging. Eine Einrichtung und Schule, die angeblich auf Autismus spezialisiert ist. Ich schätze, dass ca 20% der Kinder schätzungsweise dort Autisten sein müssten. Warum genau man sich für ‚Spezialisten‘ in dem Gebiet hält, das ist mir aber schleierhaft.
Ich versuche einmal einige Punkte aufzuschreiben, die die Arbeit dort für uns ganz gut beschreiben.
Kommunikation und Einbeziehung/Behandlung von Eltern
Dieser Punkt ist eigentlich sehr schnell abzuhandeln. Es bestand absolut kein Interesse an der Kommunikation mit den Eltern. Warum auch? Eltern werden ja eh überhaupt nicht ernst genommen. Wenn ich dem Leiter der Wohngruppe (übrigens seit 28 Jahren im Dienst, jajaja…) sage, dass ich glaube dass für Tim ein Einzelzimmer das Beste wäre, damit er sich vollständig zurückziehen kann wenn nötig, dann folgt daraus, dass Tim – ohne Absprache oder gar Kommunikation mit uns – in ein Doppelzimmer gesteckt wird. Glücklicherweise war sein Bettnachbar ein wirklich lieber Kerl, doch zeigt es deutlich die Einstellung uns gegenüber.
Auch nahm man uns überhaupt nicht ernst als wir sagten, dass es für Tim und uns wichtig ist, mehr als 1 Mal pro Woche zu telefonieren, und dass wir ihn mindestens alle 2 Wochen zu Hause haben möchten. Wir haben, was das Telefonieren angeht, sogar den Kompromiss angeboten, die Dauer des Telefonats zu reduzieren, doch man kam uns überhaupt nicht entgegen. Jedes Kind wird gleich behandelt, denn sonst würden die Kinder, die aus zerrütteten Familien kommen, neidisch oder traurig werden.
Das kann ich natürlich gut nachvollziehen, und für diese Kinder blutet tatsächlich mein Herz! Denn diese Kinder haben keine Eltern, die sich mit der Heimleitung anlegen, weil sie nicht mit der Arbeitsweise zufrieden sind! Diese Kinder haben keine Wahl. So mussten also diese Kinder nicht neidisch auf Tim sein, aber dafür musste Tim und wir Sehnsucht haben, da wir uns nicht häufiger sehen oder sprechen durften.
Die eindeutigste Aussage kam aber, als mich der Wohngruppenleiter in der Kur anrief. Tim sollte an dem Wochenende zu seiner Patentante fahren. Tims Patentante kennt Tim nun schon sehr intensiv seit einigen Jahren und ist die perfekte Wahl für ihn gewesen. Ich würde mal behaupten, dass sie Tim wirklich fast wie ihr eigenes Kind liebt. Wir waren uns 100%ig sicher, dass es Tim dort gut gehen würde, und auch dass es dort gut klappen würde. Sonst hätten wir das Angebot seiner Patentante gar nicht angenommen, da sie selber inzwischen ein kleines Baby hat.
Doch angeblich hatte Tim solch große Angst vor diesem Wochenende, dass es in der Schule einen heftigen Meltdown gab. Die Aussage des Wohngruppenleiters war eindeutig: Tim sei eine tickende Zeitbombe. Tim habe angeblich auch selber gesagt er wolle lieber in der Wohngruppe bleiben an dem Wochenende. Auch er (der Leiter der Wohngruppe) halte es für die beste Lösung, doch er habe ja nicht das Sorgerecht!!
Ich bat darum mit Tim zu sprechen. Was dabei herauskam war, dass er keine Angst vor dem Wochenende an sich hatte, sondern man hatte ihn immer wieder gefragt wie es denn bitte schön SOOO bei seiner Patentante funktionieren solle. Und da hatte er dann angst, dass er seiner geliebten Patentante, ihrem Freund oder gar dem Baby wehtun könnte. Und das wolle er ja nicht. Und hat ihm auch angedroht, dass er bei solchem Verhalten gar nicht auf Beurlaubung dürfe.
Ich versicherte Tim, dass 1. man ihm seine Beurlaubung nicht streichen dürfe und wir dafür sorgen würden, und 2. dass wir uns absolut sicher sind, dass es gut klappen wird. Denn seine Patentante kennt ihn so gut und wird dafür sorgen, dass es ein tolles Wochenende würde.
Und so sagte ich dann auch dem Leiter, dass Tims Patentante ihn dennoch abholen würde. Seine Reaktion ‚Tja, ich halte das für keine gute Entscheidung, aber ich habe ja nicht das Sorgerecht‘.
Eine Tatsache, die er auch gegenüber der Patentante bedauerte, und sie dann eindringlich vor diesem Kind warnte.
Viel mehr gibt es eigentlich zu dem Punkt nicht zu schreiben. Einen stetigen Austausch mit der Wohngruppe oder Schule gab es nicht. Wenn es etwas Negatives zu berichten gab, dann suchte man an unserem Anruftag kurz das Gespräch. Ansonsten hörte man nichts.
Gegenüber dem Jugendamt versicherte man aber stets, dass Tim sich fabelhaft entwickeln würde und alles gut wäre.
Grundsätzliche Versorgung/Pflege
Tim hat Pflegstufe 1 und einen SBA mit 80% mit den Kennzeichen B,G und H. Dies hat er alles nicht ohne Grund. Also haben wir auch erwartet, dass man ihn auch in der Wohngruppe und Schule in allen Aspekten des Lebens, inklusive der Körperpflege, unterstützt. Diese Unterstützung sah folgenderweise aus:
- Nägel und Ohren: wurden komplett ignoriert. Ohren wurden nicht geputzt, Fuß-und Fingernägel nicht geschnitten. Bei einem Besuchswochenende war ich derart schockiert über Tims Fußnägel, dass ich es bildlich festgehalten habe. Den Anblick erspare ich euch hier lieber, aber es war nicht zu übersehen, dass man sie dort kein einziges Mal geschnitten hatte.
- Hautpflege: Tim hatte auch hier hin und wieder recht trockene Haut, doch in der Einrichtung muss das Wasser wohl extrem hart gewesen sein. Schon bei Tims erstem Besuchswochenende kam Tim mit einem krebsroten Gesicht und ganz trockenen, wunden Lippen an. Allein der Anblick tat weh! Also ging ich direkt in die Apotheke, besorgte Haut- und Lippencreme, und half ihm dabei, sich mehrfach täglich einzucremen. Nach bereits einem Tag war seine Haut wieder fast normal. Die Cremes gab ich ihm mit und wir baten die Erzieher, dass man Tim dabei helfe sich einzucremen.
Dann kam unsere Kur, und für das feste Besuchswochenende wurde Tim von seiner Patentante abgeholt. An diesem Wochenende haben wir jeden Tag mit Tim per FaceTime gesprochen – und ich sah wieder einen krebsroten Tim. Tim sagte niedergeschlagen, dass er immer vergessen würde sich einzucremen. Und die Erzieher machten es eben auch nicht. An diesem Wochenende übernahm Tims Patentante wieder die ‚Intensivpflege‘ der Haut, und am Sonntag sah es schon wieder viel besser aus.
- Zähneputzen: Tim hatte schon immer Probleme mit dem Zähneputzen. Ja, manchmal verweigert er auch ‚einfach‘, aber überwiegend war sein Problem, dass er nicht ordentlich putzt sondern alle paar Sekunden die Zahnpasta ausspuckt. Zuhause waren wir schon dabei, dieses Problem anzugehen, und dahinterzukommen, wie wir Tim das Zähneputzen erleichtern können. In der Wohngruppe hatte man aber eine ganz andere Vorgehensweise. Man sah, dass Tim immer wieder die Zahnpasta ausspuckte. Ein Zahnarzttermin bestätigte, dass Tim bereits ein winziges Loch in einem Backenzahn hat. Also sagte man Tim, er dürfe nun 6 Monate (bis zum nächsten Zahnarzttermin) keine Süßigkeiten mehr bekommen, es sei denn er fängt an sich die Zähne ordentlich zu putzen.
Von Tim wurde letztlich verlangt, dass er genau so funktioniert wie alle anderen Kinder auch. Ich bin absolut dafür, Kinder zur Selbständigkeit zu erziehen! Aber dennoch muss man diese Selbständigkeit doch immer von den Gegebenheiten abhängig machen? Was bringt es Tim, wenn er 6 Monate keine Süßigkeiten essen darf, wenn er es aber trotzdem nicht schafft sich vernünftig die Zähne zu putzen? Sobald wir mitbekamen, dass man Tim dort nicht bei der Zahnpflege unterstützte, habe ich ihm zumindest zusätzlich eine Zahnspülung mitgegeben, damit seine Zähne halbwegs sauber werden konnten. Doch wurde die nicht benutzt. Tim sagte mir dann auch warum. Es steht anscheinend auf der Verpackung, dass sie außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden muss (Oh Mann!!!), also kam sie ins Büro der Erzieher. Hier hätte Tim nach jedem Zähneputzen selber daran denken müssen – was natürlich nicht geschah.
Tim wurde an nichts erinnert, er musste an alles selber denken (oder eben nicht) und alles selber machen (oder es wurde eben nicht gemacht). Das einzige was Tim dort regelmäßig gegeben wurde war sein Medikament. Und das wahrscheinlich eher aus Selbstschutz 😉
Tims Patentante schrieb mir einmal:
Ich kann gut verstehen, wenn Tim dort die Nerven verliert. Wenn ich permanent unter so einem enormen Druck stehen würde perfekt funktionieren zu müssen, würde ich auch austicken…
…Ich habe mir schon fast gedacht, dass meine ‚Verarbeitung‘ von Tims Aufenthalt extremlang werden würde. Aber ich muss trotzdem alles loswerden! Wenn ihr also noch über den pädagogischen Ansatz der Wohngruppe und auch den der Schule lesen wollte, dann müsste ihr euch noch ein paar Tage gedulden.
P.S. Jetzt ist Tim seit 2 Wochen wieder Zuhause und wir bekommen das Zähneputzen langsam in den Griff. Natürlich muss ich noch immer dabei stehen und ihm auch Anweisungen geben, manchmal auch selber einen Teil übernehmen. Aber, und das ist ein großer Fortschritt, er spuckt die Zahnpasta nicht mehr permanent aus. Das war ein langer Weg, viele Gespräche mit Tim, dann wieder zwischen Michael und mir, und auch zwischen mir und einer Freundin, die Zahnärztin ist. Wo wir nun gelandet sind ist eine Zahnpasta, die nicht so sehr schäumt, in Kombination mit einer elektrischen Zahnbürste und einem Timer.
Ich bin wirklich schockiert über das Verhalten dieser Einrichtung! Ich arbeite selbst als SozPäd und wenn ich so ein Verhalten an den Tag legen würde, wäre ich meinen Job schon 10 Mal los! Mails nicht beantworten, so ein Umgang mit Angehörigen, Vernachlässigung,…
Zum Glück hat Tim so engagierte Eltern, wie euch!
Das schlimme ist, es ist KEIN Einzelfall, was Du hier beschreibst.
Ich habe es so oder ähnlich schon von vielen Müttern gelesen.
Die dortigen Betreuer sind so sehr in ihrem Trott !! gefangen, und bauen selten eine persönliche Beziehung (und damit Verantwortung) zu den jeweiligen Kindern auf, dass alles nach Schema F funktionieren soll / muss.
Und gerade autistische Kinder bleiben bei so etwas auf der Strecke.
Zitat: “Man hörte sich alles an, versuchte aber – vielleicht verständlich – sich neutral zu halten mit den Äußerungen. Was mir aber auch gesagt wurde war, dass wir vielleicht auch sehr ungewöhnliche Eltern seien für eine solche Einrichtung. Eltern, die sehr engagiert sind, sich nicht damit zufrieden geben, dass ihr Kind nun untergebracht ist, sondern eben auch sicherstellen wollen, dass es ihm dort gut geht. Eltern, die ihr Kind sehr gut kennen und über die Jahre auch versucht haben, so viel wie möglich über Autismus, und Tims Bedürfnisse etc zu lernen.”
was der JuAmts-Mitarbeiter hier gesagt hat ist weiter bezeichnend. Und manche dieser Einrichtungen KÖNNEN oder WOLLEN gar nicht, dass die Eltern sich engagieren.
Die meisten Web-Sites lesen sich wie Hotelprospekte und die ersten Gespräche fühlen sich auch genau SO an. Als ob man was tolles verkauft bekommen soll.
Es ist SEHR sinnvoll, sich genau zu informieren UND nach Erfahrungsberichten zu einzelnen Einrichtungen zu fragen.
Und direkt im Erstgespräch klar zu machen, dass man engagiert ist. Wer darauf komisch reagiert oder gar sagt, dass sie Experten seien und kaum Hilfe benötigen würden; dann weiß zumindest ich, dass hier “das Blaue vom Himmel” heruntergelogen wird. Denn jedes einzelne Kind ist ANDERS.
Ich hoffe sehr, dass Ihr diese 8 Wochen “schnell” verarbeitet bekommt und es keine größeren Auswirkungen für die Zukunft mit sich bringt.
Ich drücke dafür fest die Daumen
Anita
Liebe Anita, vielen Dannk für deine Nachricht. Wir sind nun auch schlauer, haben auch dazu gelernt. Wir waren zwar wirklich sehr ehrlich in den Vorgesprächen. Das wir engagiert sind, das war deutlich. Ich habe ja sogar meine Übersetzungen zu PDA mitgenommen, und man tat sehr interessiert uhd hat immr betont wie wichtig Elernarbeit sei. Die wussten genau was wir hören wollten, und haben uns all das auch gesagt- Nicht ohne Grund habe ich den Aufnahmeleiter als ‘Verkaufsleiter’ bezeichnet. Wie gesagt, man lernt dazu, zum Glück, und wir waren mit Sicherheit auch naive was das Ganze angeht, hatten ja auch noch nie vorher mit JHZ zu tun. Trotzdem macht man sich große Vorwürfe, dass man, als intelligente Wesen, auf so etwas reingefallen ist…Viele Grüße
Ich wollte Dir keine Vorwürfe machen, sondern herausstellen, dass es ein viel größeres Problem ist, als man glauben mag.
Falls ich das nicht deutlich gemacht habe, bitte ich um Entschuldigung.
Es ist einfach ganz wichtig, dass wenn Eltern mit dieser Thematik in Kontakt kommen, sie sich darüber im klaren sind, dass da jemand einem was Verkaufen möchte.
Und es ist immer angeraten, einen Zeugen mitzunehmen. Ich wünschte sehr, dass solche Warnungen nicht nötig wären.
keine Sorge, ich habe es nicht als Vorwurf verstanden 🙂 Aber die Vorwürfe machen wir uns ja selber.
Liebe Eltern,
was wollt Ihr nun eigentlich?
mal schreit ihr nach Inklusion, aber auf der anderen Seite soll sich alles und jeder nach Eurem Sohn richten. Das ist doch genau das Gegenteil!
Mein Sohn ist auch Autist. Und nicht nur weil ich alleinerziehend bin, richte ich nicht alles nach ihm. Und das klappt. Ihn wie einen “normalen” Jungen zu behandeln tut ihm gut.
Viele Grüße Thomas
Hallo Thomas, und vielen Dank für Deinen Kommentar. Es scheint, dass wir eine komplett unterschiedliche Auffassung davon haben, was ‘Inklusion’ bedeutet. Für mich bedeutet es, dass Menschen mit Behinderung so akzeptiert werden wie sie sind, und es ihnen ermöglicht wird, am normalen Leben teilzuhaben. Dies, wiederum, ist meines Erachtens nur möglich, wenn eben die Behinderung auch akzeptiert wird, und dementsprechend auch gezielt gefördert und unterstützt wird. Oder würdest Du von einem Gehbehinderten erwarten, sich von seinem Rollstuhl zu lösen und mitzurennen? Oder ein blindes Kind in ein Klasssenzimmer setzen und erwarten, dass es, wie alle anderen auch, Dinge von der Tafel abschreibt etc?
Es freut mich sehr, dass es so toll bei deinem Sohn klappt! Nichts wünschen wir uns mehr als dies. Doch wenn man sich einmal umschaut, so ist eben niemand gleich. Autist ist nicht gleich Autist. Auch diese Erkenntnis gehört zu einer erfolgreichen Inklusion dazu.
Alles Gute und viele Grüße
Hallo Thomas! Nicht alles nach seinem Kind richten, ist ja in Ordnung. Die Kinder müssen auch lernen, das sie sich, soweit ihnen möglich, auch der Familie anpassen. Aber eben nur, “soweit wie ihnen möglich”.
Sein autistisches Kind “normal behandeln” kann bei eine bestimmten”Betroffenheitsgrad” funktionieren und dann für das Kind auch gut für seine Entwicklung sein.
Aber wenn das autistische Kind “Anleitungen” für bestimmte Tätigkeiten benötigt (wie Körperpflege, Strukturierung der Hausaufgaben etc), dann darf man es nicht einfach sich selbst überlassen. Das es Hilfe benötigt, wurde dann auch im Schwerbehindertenausweis und anhand der Pflegestufe festgestellt. Das Kind in so einem Fall wie jedes andere gleichaltrige behandeln, bedeutet dann, Hilfe und Unterstützung zu unterlassen. Schließlich kann Autismus einen Menschen sehr wohl in seinen Möglichkeiten Einschränken, was er/sie leisten kann.
Deine Aussage “normal behandeln” ist in Ordnung, aber man muß schauen, wo das Kind sich im autistischen Spektrum befindet.
Und Inklusion bedeutet: Einschluss, Enthaltensein, alle gemeinsam. Der Mensch muss sich nicht der Gesellschaft anpassen, sondern die Strukturen passen sich dem Einzelnen an. Der Sonderstatus und die konstruierte „Andersartigkeit“ fallen weg. Alle haben das Recht von Anfang an gleichberechtigt und chancengleich an den Angeboten teilzuhaben. Differenzen werden als Bereicherung wahrgenommen.
Liebe Grüße, Tanja
Als ehemaliger Mitarbeiter dieser Einrichtung muß ich Ihnen leider zustimmen. Möchte aber anmerken, dass uns Erzieher keine Schuld trifft. Auch wir sind als Opfer dieser Einrichtung zu bezeichnen. Ich gehe einfach mal davon aus, daß sie die Einrichtung meinen in der ich meine ersten Erfahrungen sammeln (mußte) durfte.
Das sehe ich absolut genauso!Ich habe sogar einem der Erzieher bei Tims Auszug gewünscht, dass er ein positiveres Arbeitsumfeld findet. In allen Fällen trifft es sicher nicht zu, obwohl die vielleicht einfach schon ‘verdorben’ worden sind.